
Karl Lauterbach redet wieder mehr und es fühlt sich an, als würde ein neuer Sommer der Verbote auf uns zukommen. Es wird zu heiß, der Hitzetod bedroht uns alle. Oder wie es von unserem Gesunheitsminister heißt: "Wir müssen feststellen, dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind" (tagesschau.de, Stand: 24.06.2023).
Es bedarf einer umfassenden Betrachtung, was der Hitzetod eigentlich sein soll. Doch hier soll es um etwas Anderes gehen. Um den Aufruf, Menschenleben zu retten.
Als ich jüngst den "Hitzeschutzplan" und vor allem die Idee, alte Menschen regelmäßig anzurufen, um sie ans Trinken zu erinnern, als "irre" bezeichnete, trudelten schnell die ersten Vorwürfe ein. Ein schlimmer Mensch bin ich, dass ich das nicht gutheiße. Ich wolle wohl, dass die armen, einsamen Menschen sterben. In einer Diskussion mit dem Absender fragte ich ihn, ob er nicht mal zu seinem Nachbarn rüber gehen und mit ihm ein Glas Wasser trinken wolle. Dann - nur noch schweigen.
Menschen wollen Menschen helfen und tun es, als Familie, als Nachbarn, als Gemeinde, als Gesellschaft, in Vereinen und Initiativen. Es gibt ausreichend Möglichkeiten, jeder kann sie nutzen. Allerdings ist es wesentlich bequemer, die zivilgesellschaftliche Pflicht der Sorge um die Anderen auf Karl Lauterbach und seine Telefonkette abzuwälzen. Wir kennen es doch bereits: Sie verlangen Menschlichkeit und verstecken sich in ihren Wohnungen, um keinen Schaden zu nehmen. Und von dort gängeln sie den Rest mit noch mehr Forderungen.
Wie auch schon während der Corona-Kampagne erscheint es mir, als würden die am lautesten Maßnahmen fordern, die sich am wenigsten um andere kümmern, die stattdessen bei Twitter streiten und ihre Zeit lieber mit dem Beweis ihrer Güte vertun. Und dabei das Offensichtliche nicht sehen: Eine Gesellschaft, in der die Regierung alte Leute zum Trinken nudgen muss, hat mit Güte nichts mehr zu tun. Und ein Volk, dass solche Anrufe braucht, ist nichts weiter, als ein unvernünftiges Kleinkind, dass ohne Mutti Staat verhungern und verdursten würde. Wie auch der Herr, der mir folgendes auf Twitter antwortete:

Er ist mit seiner Ansicht nicht allein. Dringend gehört dieser Gedanke in Frage gestellt. Die Regierung hat zur Aufgabe, das Land nach außen zu schützen, im Inneren mit der Polizei und Gerichten für Recht und Ordnung zu sorgen und die Infrastruktur für Gesundheit und Bildung zur Verfügung zu stellen. Wenn das alles gewährleistet ist, wären wir schon mal gut aufgestellt. Doch all diese Felder werden seit Jahren zerlegt: Die Polizei ist rechts, Grenzen sollen weg, Krankenhäuser werden geschlossen, Arztpraxen aufgegeben und die Schulen - mein Gott, schauen Sie sich doch die Schulen an.
Der Staat hat nicht die Aufgabe, den einzelnen Bürger zu schützen und der Bürger hat nicht das Recht, vom Staat vor dem Leben geschützt zu werden. Vor einem Leben, zu dem Risiken wie Hitze oder Viren dazugehören. Denn, führen wir dieses Denken weiter, dann wird uns Lauterbach demnächst anrufen, weil ihm unsere WC-Schüssel gemeldet hat, dass der Stuhl aufgrund von zuviel Alkohol zu weich ist.
Der Einzelne oder Die Menschheit
Es gibt zwei Bezugspunkte: Der Mensch, der dehydrieren könnte, wenn er zu wenig trinkt. Und die Allgemeinheit, die sich um diesen Menschen sorgen soll. Nicht, indem man die Alten, Einsamen wieder zurück in die Gesellschaft einbindet, sondern indem man den geplanten Maßnahmen mit zustimmendem Nicken applaudiert. Ich behaupte, dass die alten Menschen, so wie wir es schon kennen, nur benutzt werden, um die anderen zu etwas zu bewegen. Denn es sind die gleichen alten Menschen, die man fast drei Jahre lang in Panik versetzt hat, die Masken an der frischen Luft tragen mussten, die isoliert in Heimen saßen, die einsam sterben mussten, die jetzt zu große Wohnungen haben und Schuld am Klimawandel sind. Einige Wenige werden das Druckmittel für alle. Das Ziel: Kollektives Verhalten im Zeichen des Guten zu erzwingen.
Für mich oder für die anderen?
Lebe ich für mich und meine Familie, oder für die abstrakten Anderen? Diese grundsätzliche Frage ist viel wichtiger, als die nach der politischen Positionierung. Definiere ich meine Ziele oder werden sie durch Machthaber wie Regierungen, NGOs und Medien gesetzt? Es ist die Frage, ob ich ein Leben aus mir selbst heraus lebe, mit meinen Werten und Vorstellungen, oder ob ich in einer Loipe zu einem Ziel getrieben werde, das gar nicht meines ist. Will ich in einem Land leben, in dem sich jeder für sich entscheiden kann, oder in dem Wenige für alle entscheiden?
"Da wird der Einzelne der Sklave der Gesellschaft und hat nur Recht, wenn ihm die Gesellschaft Recht gibt [...]" (Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum)
Stirner schreibt in seiner Abhandlung über die Freiheit, dass die verordneten Ziele sich nur namentlich nicht aber im Prinzip verändert haben: Man diente dem Stamm, dem Volk, dem Land, dem Gott und nun der Menschheit. Aufgabe eines Jeden wird die Rettung seiner Mitmenschen und im Großen die Rettung aller Menschen. Die Planung erfolgt durch die kollektivistische Bürokratie. Heldentaten müssen schließlich organisiert werden.
Bürokratie rettet keine Menschenleben
Es beginnt mit den gleichen Argumenten, wie auch im März 2020: Tod droht, Alte und Schwache müssen gerettet werden, dafür werden wir Einschränkungen des Lebens hinnehmen müssen. So läuft es bei allen Kampagnen - Terror, Klima, Corona, Krieg und nun Hitze. Angst wird erzeugt, bemitleidenswerte etwaige Opfer werden präsentiert und die Lösung wird als alternativlos in den Raum gestellt. Was kann man dagegen tun?
Es muss vor allem gewahr werden, dass man mit Bürokratie keine Menschenleben rettet. Das hat die Geschichte hat gelehrt. Einzelne wurden immer nur dann gerettet, wenn sie an Anordnungen und Befehlen vorbeigeschummelt werden konnten.
Wir haben seit 2020 erlebt, wie unser ganzes Leben, unter den Aspekt des Schutzes gestellt wurde. Das darf nicht wieder passieren, wir haben doch noch nicht einmal verwunden und definiert, was war.
"Totalitarismus ist viel mehr als bloß Bürokratie. Er bedeutet die Unterordnung des Lebens, der Arbeit und der Freizeit eines jeden Individuums unter die Anordnungen derjenigen, die an der Macht sind und ein öffentliches Amt bekleiden. Er bedeutet die Erniedrigung von Menschen zu Zahnrädern in einer allumfassenden Maschine von Zwang und Nötigung. Er zwingt das Individuum auf jede Tätigkeit zu verzichten, die der Staat nicht gutheißt. Er toleriert keine abweichende Meinung." (Ludwig von Mises, Die Bürokratie)
Nach dieser Definition von Ludwig von Mises kann man die Coronajahre durchaus als totalitäre Zeit bezeichnen. Das Totale ist kreativ in der Wahl seiner Mittel und hat verschiedene Teufel, die es an die Wand malen kann. Am Anfang steht die propagierte Angst vor Tod und Zerstörung. Am Ende überholt das Ergebnis die Prognose.
Darum: Seid wachsam und behaltet eure Rechte, sprecht über das, was ihr wahrnehmt, erhebt eure Stimme und wartet nicht ab, bis wieder jemand eine Urne hinhält, in die ihr sie werfen könnt. Seid höflich und freundlich zu euren Mitmenschen, schreibt Briefe und E-Mails an die Stellen, die etwas wider eure Werte tun. Werdet Bürger!
Und vergesst nicht, beim Nachbarn zu klingeln und mit ihm ein Wasser und ein Likörchen zu trinken.
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