
Die Süddeutsche Zeitung wirbt in der aktuellen Cicero-Ausgabe mit dem Satz: "Die Wahrheit kommt nicht allein ans Licht. Jemand muss sie suchen."
Damit impliziert das Blatt, dass es in der Lage ist, Wahrheit zu finden.
Was ist falsch an dieser Aussage?
Die Wahrheit ist kein scheues Tier, das sich verschreckt vor dem eigenen Entstanden-Sein in einer Höhle versteckt. Geschweige denn, dass sie in eine solche verschleppt worden wäre. Vielmehr ist es doch so, dass die Wahrheiten der Journalisten jeglicher Couleur deutlich sichtbar präsentiert werden. Jegliche Interpretation, ja selbst die Zusammenstellung von Fakten ist bereits eine Verzerrung, die im Gesamten zur Wahrheit eines Einzelnen wird.
Die Meldung "In der Straße steht ein Stuhl" ist faktisch, wenn dieser Stuhl in der Straße stehend gesehen werden kann oder konnte. Wer den Stuhl jedoch, warum dort hingestellt hat, welche Motive dahinter stehen und welchen Sinn das machen soll, wird durch Augen und Gehirn eines Einzelnen als Bild präsentiert. Es handelt sich dabei um eine Interpretation.
Keine journalistische Arbeit ist ganz objektiv, denn der Schreiber kann sich aus seinem Subjektivsein nicht lösen, während er die Wahrheit sucht. Somit ist es ihm auch unmöglich DIE WAHRHEIT ans Licht zu bringen.
Das geschriebene Stück ist immer eine Essenz aus Beobachtetem, Gewußtem, Recherchiertem, Vermutetem und Gewolltem.
So wird denn auch die Süddeutsche Zeitung nicht in der Lage sein, die Wahrheit zu präsentieren, sondern allenfalls, journalistische Stücke im Sinne der SZ anzubieten. So wie die taz, die BILD, die NZZ oder die Junge Freiheit.
"Die Wahrheit ist Ansichtssache. Wir präsentieren unsere." wäre demnach ein Slogan, der weniger anmaßend wäre. Und vielleicht auch wahrer.
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