
DER SPIEGEL wartet in dieser Woche mit einem erstaunlichen Cover auf: Aus dem roten Rahmen schaut uns mit hochgezogener Augenbraue und in feschem grünem Hemd, verziert mit einer Windradkette ein tätowierter Hipster mit grauem Haar an. Wäre es nicht Karl Marx, würde man ihn einen alten weißen Mann nennen, der da auf uns niederstarrt und schaut, als wüsste er alles besser. Das Cover zeigt, worum es in der Debatte ums Klima wirklich geht: Den erneuten Versuch, Sozialismus und Kommunismus zu etablieren.
Die Sehnsucht nach noch mehr Staat trieft aus allen Poren der Tageszeitungen und Wochenmagazine. Da ist die Rede von Fürsorgepflicht, Enteignung, Vergemeinschaftung und das Ende des privaten Eigentums. Der Traum von der goldenen Zukunft des gleißenden Nichts sollte uns aufhorchen lassen, denn es wird wie immer, wenn solche Experimente gestartet werden, erstmal hart. Besonders für die, bei denen Umverteilung bedeutet, dass sie geschröpft werden, damit andere mehr bekommen. Und für die, die die große "Zeitenwende" kritisieren.
Sozialismus könnte doch so toll sein, meinen die Aktivisten der Gemeinschaft. Doch man kann nachlesen, wie es bisher funktioniert hat: In seinem Buch Der Todestrieb in der Geschichte - Erscheinungsformen des Sozialismus beschreibt Igor R. Schafarewitsch ganz eindrücklich, wie das mit dem Sozialismus funktioniert bzw. nicht funktioniert. Sein Freund Alexander Solschenizyn hat die möglichen Folgen ausführlich im Archipel GuLag beschrieben. Mit diesen Büchern im Hinterkopf triggert das Marx-Cover enorm und es stellt sich die Frage: "Spinnen die denn, wie können sie so weit gehen und worum geht es eigentlich?" Schauen wir uns den Artikel also einmal an:
"Reichtum und Wohlstand würden nur noch einseitig verteilt [...]"
Wir haben durchaus ein Problem damit, dass Konzerne wie Amazon global agieren und Gewinne erwirtschaften, die aber nicht ausreichend in den Ländern der Konsumenten reinvestiert werden. Dadurch wird Jeff Bezos immer reicher und der stationäre Handel vor Ort stirbt aus. Die Entscheidung, bei Amazon und Co zu kaufen, trifft jedoch der Kunde selbst - weil es praktisch ist und Bequemlichkeit über gute Absicht siegt. Jeder Kauf bei Amazon unterstützt Bezos. Wer das nicht will, geht zu Tante Emma. Macht aber keiner. Was soll also das Geschrei? Hier ist der Staat das Problem, der zulässt, dass Gewinne nicht dort versteuert werden, wo sie entstehen. Da kann also "noch mehr Staat" nicht die Lösung sein.
Desweiteren frage ich mich an dieser Stelle, ob denn in China, dem Vorzeigeland des Kommunismus die Ungleichheit besser ist, als im Westen. Das Vermögen von Xi Jinping wird auf 1,2 Milliarden Euro geschätzt. Auch der neue alte brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist vermögend - zumindest gehe ich davon aus, wenn ich lese, dass 20 Millionen Euro seines Besitzes auf Grund von Korruptionsvorwürfen beschlagnahmt wurden. Und selbst Evo Morales werden mehrere Millionen zugeschrieben. Wenn in sozialistischen Ländern alle so viel haben, wie die Führer, soll es gut sein. Aber ist dem so?
"Die Inflation lässt Arm und Reich weiter auseinanderdriften."
Wieso? Die Inflation betrifft doch alle. Alle haben durch die Inflation weniger Kaufkraft. Inwieweit verändert sie etwas an der Schere? Gar nicht würde ich meinen.
Ein Rechenbeispiel: Person A besitzt 100 Euro. Person B besitzt 500 Euro. Ein Stück Butter kostet 3 Euro. Egal wie viel Butter sie kaufen, der Abstand wird immer der selbe bleiben - nämlich 400 Euro. Wird ein solcher Satz geschrieben, um den Klassenkampf anzuheizen, um die Wut auf die Reichen (wo fängt reich an) zu schüren? Und das, wo doch unser Kanzler zu Zusammenhalt aufgerufen hat?
"Können wir mit dieser Wirtschaftsordnung so weitermachen? Mit einem Klimakiller-Kapitalismus, der auf immer mehr getrimmt ist: immer mehr Konsum, Profit, Wachstum? Und dabei stets mehr Ungerechtigkeit hervorbringt?"
Welche Alternative wird uns denn präsentiert? Die Bundesregierung forciert die Digitalisierung des Lebens. Auch beim WEF ist dieses Thema hoch angesiedelt. Unbeachtet bleibt, welch enormen Stromverbrauch das Internet hat. 2021 sollen 11 Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs für die Rechnenzentren draufgegangen sein, berichtet Guido R. Schmidt, Geschäftsführer einer Druckerei.
Der materielle Konsum soll minimiert werden, um dem virtuellen Platz zu machen. Avatare sind gerade im Trend und Internetfirmen ziehen den Konsum ins Metaverse, um dort ihre Produkte anzubieten. Man gibt dann Geld nicht mehr für billige Shirts aus Bangladesh aus, sondern für NFT-Sneaker aus dem Rechenzentrum. Das Silicon Valley und seine Jünger verdienen daran, die Näherin aus Bangaldesh hat gar nichts mehr. Ungleichheit, die im echten Leben existierte, wird in der Digitalität fortwähren.
"Die Globalisierung ist aus dem Ruder gelaufen, fast alle Wohlstandsgewinne landen bei den obersten zehn Prozent."
Nur eine Frage dazu: Warum tun wir dann nichts gegen die Globalisierung? Warum werden Nationalstaaten in ihrer Eigenheit nicht gestärkt und das Miteinander der Länder unterstützt? Es gibt eine Alternative zur Globalisierung und sie besteht in souveränden Staaten, die sich zuallererst um sich selbst kümmern und dann mit vorhandenen Kapazitäten auch anderen helfen können. Grenzenloser Reichtum wäre in einer Welt grenzbewährter Länder nicht mehr so einfach möglich. Stattdessen wird das Bild des wurzellosen Flusswesens, das überall leben kann propagiert und alles was Heimat also Verantwortung bedeutet in den Giftschrank gesperrt, an dessen Tür das Wort NAZI steht.
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