Kommentare zur Titelgeschichte DER SPIEGEL - AUF DIE SANFTERE TOUR (Ausgabe 1/23)

Es ist schon ein erstaunliches Schreibwerk, was da im aktuellen SPIEGEL erschienen ist. Alles was an Argumenten für einen Zeitenwende in Frage kommt, wird in den großen Topf geworfen, der einen neuen Sozialismus kochen soll: Club of Rome (hatten die eigentlich recht?), Klimakollaps, Ungleichheit, feministische Politik, weniger Arbeit, Degrowth - dreimal umrühren und fertig ist der neue Versuch, alles gleich zu machen.
Das Skelett des Artikels bilden die Reichen, die nun plötzlich für etwas anderes als den Kapitalismus plädieren. Es beginnt mit einem Hedgefondgründer, der 22 Milliarden Dollar besitzt; setzt sich fort mit Apple und Goldmann Sachs und endet mit der adligen Ökonomin Baroness Minouche Shafik. Sie alle wünschen sich ein neues System, das nicht auf Wachstum beruht und dem Staat das Schicksal in die Hände legen will. Warum ist das so?
Bei großen Firmen wie Apple, Goldman Sachs, Blackrock und auch Amazon kann vermutet werden, dass die Verbindungen in die Regierungen inzwischen so groß sind, dass "mehr Macht dem Staat" einfach nur schnelleres Agieren für die eigenen Leute bedeutet. Da Minouche Shafik Teil des britischen Oberhauses und als Board Member der Bill & Melinda Gates Foundation gelistet ist, gehe ich davon aus, dass auch ihr Intersse nur der Erhalt des Bestehenden mit grüner Verklinkerung ist.
Wenn Marktführer "Mensch statt Markt" fordern, dann klingt das für mich eher nach Monopolismus als nach Humanität, denn nichts anderes ist die grüne Verkleisterung des Konsums: kauf bio, bau öko, fahr elektro - mach alles weiter, wie bisher, aber bitte nur mit den Produkten, die wir - die Guten - als vertretbar gelabelt haben. Unternehmen, die sich nicht dem großen Etikettenschwindel unterwerfen, werden als böse gemieden werden. Der Rausch bleibt bestehen, nur das Erbrochene ändert die Farbe.
Als Fazit des Artikels bleibt, dass hier Menschen aus dem Elfenbeinturm über einen Systemwechsel sprechen. Kein Arbeiter, keine Krankenschwester kam hier zu Wort. Also niemand von denen, die die wirklich wichtige Arbeit machen. Wie auch zu früheren Zeiten träumt vom Sozialismus der, dem nichts abverlangt wird. Ich sehe sie in den Wandlitz-Bezirken der Zukunft leben und so lang über die Reichen schimpfen, bis sie in einem goldenen Sarg begraben werden. So war es, so ist es und so wird es immer sein.
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