
S. 1/2: Wer zahlt? // Mark Schieritz:
Sehr geehrter Herr Schieritz,
auf Seite 1 der Ausgabe Nummer 30 schreiben Sie unter der Frage "Wer zahlt?", dass bald die Rechnung für "die verfehlte deutsche Energiepolitik" fällig sein würde. Das ausbleibende russische Gas ist das Problem, das uns Unsummen kosten wird, denn es soll Entlastungspakete und "Stützungsprogramme für Unternehmen" geben. Geldgeber, da Sie meinen, dass Sparmaßnahmen allein nicht ausreichen werden, müssen die Wohlhabenderen sein. Sie platzieren die Worte "Lastenausgleich" und "Kriegssoli" locker in dem Text und spuren schon einmal die Loipe vor, in die wir wohl bald gesetzt werden.
Was mir fehlt in ihren Betrachtungen ist ein Hinweis auf den Grund, warum die Abhängigkeit von Russland im Moment ein Problem ist. Ich kann es Ihnen sagen: Es ist ein moralischer Grund. Wir wollen nicht mehr mit Russland handeln, weil es einen zu verurteilenden Krieg gegen die Ukraine führt. Wir handeln jedoch weiter mit Katar und Saudi-Arabien, weil Moral nicht immer wichtig ist. Warum stellen Sie als Journalist also nicht die Frage, ob ein Beziehung zu Russland beibehalten werden kann, auch und vor allem, in dem man diplomatisch auf Putin einwirkt und die Kriegsparteien an einen Tisch holt.
Ziel der deutschen Regierung muss sein, alles dafür zu tun, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird und vor allem auch, die deutsche Energieversorgung abzusichern. Ziel muss nicht sein, die Bundesrepublik in einen Moralsozialismus zu führen.
Mit freundlichen Grüßen,
Juliane Uhl