
Beängstigende Meldungen rasen Tag für Tag an mir vorbei. Kalte Wohnungen und Arbeitsplatzverlust drohen genauso wie die Verarmung der Bevölkerung. Laut Focus spricht Wirtschaftsminister Robert Habeck davon, dass 50 Prozent der Menschen im Land mehr ausgeben werden, als sie verdienen. Doch zum Glück, so heißt es im
Artikel, habe die Regierung Antworten auf die beängstigenden Szenarien.
Ich nehme an, sie werden Geld verteilen, wenn die Menschen keines mehr haben, um sich Nahrung, Kleidung und Wohnen zu leisten. Sie werden noch mehr Geld drucken und ein staatliches Bürgergeld
gegen die Armut einsetzen wollen. Digital zugänglich soll es sein, sicherlich gebunden an
Bedingungen. Regierungskritik, Hate Speech und Diskriminierung, Transphobie und Bodyshaming werden Delikte sein, die zu monetären Sanktionen führen. So lange, bis der Freche endlich schweigt und
brav tut, was alle tun sollen. Ein bedingungsloses Bürgergeld ist undenkbar seitdem Teilnahmeberechtigungen an Impfungen gebunden sind. Wir haben gesehen, wie es funktioniert: Wer nicht mitmacht,
bleibt draußen.
Zwar gibt es im Moment keine allgemeine Impfpflicht, doch die Szenarien, in denen die Auszahlung von Transferleistungen vom Impfstatus abhängig sind, wurden bereits gedacht. Kann eine ungeimpfte Person eine Stelle nicht annehmen, bekommt sie eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld. Das zumindest stellte Detlef Scheele, Leiter der Bundesagentur für Arbeit, in Aussicht. Es wird sich zeigen, welche Druckmittel im Herbst verwendet werden, um die vierte, fünfte, sechste Impfung an den Mann zu bringen.
Denkbar ist, und es klingt bereits an, dass der Impfdruck auf die Kinder zunehmen wird. Wer nicht geimpft ist, könnte vom Unterricht ausgeschlossen werden bzw. muss eigenständig zu Hause lernen. So löst man gleichzeitig das Problem der fehlenden Lehrerschaft. Doch was machen die Eltern eigentlich, wenn das Lernen zu Hause unmöglich ist, weil man bei 15 Grad Raumtemperatur auf Dauer kalte Finger bekommt, weil Strom und Internet rationiert sind. Was, wenn die Schule zum einzigen warmen Ort wird? Will ich mein Kind davon ausschließen, damit es mit mir dem System widersteht?
Reicht die Kraft der Eltern noch ein zweites Mal? Und reicht sie auch, wenn zum Homeschooling die Sicherung des eigenen Überlebens kommt. Das Buch "Kochen ohne Strom" habe ich mir immer noch nicht zugelegt. Gaskocher und Kartusche sind im Keller und halten maximal ein paar Tage. Auch die Vorräte neigen sich dem Ende zu, weil im Moment ja alles ganz ruhig ist. Was werden wir essen, wenn die Dosen leer sind?
An der Oberfläche der Zeit sehe ich noch immer Diskussionen um er/sie/es. Doch ich bin mir sicher: Regenbogenfahnen kann man nicht essen. Und wenn man friert, wird alles grau. Mir ist, als sollte mich die Buntheit blenden, damit ich nicht sehe, was wirklich geschieht. Soll doch jeder leben, wie er will. Und jeder der will, sollte auch leben können. Wir schaffen nicht noch einen Herbst mit Isolation und Depression ohne weitere herbe Verluste von Menschenleben. In der 52. Kalenderwoche 2020 gab es in Pflegeheimen eine Übersterblichkeit von 80 Prozent. Wir wollten sie schützen, die alten, die vulnerablen Menschen. Man rettet aber keine Menschen, wenn man sie wie Kaspar Hauser hält.
Hotspotregelungen sollen nun helfen, wieder Tests, Masken, Impfungen. Immer weiter, immer weiter. Die Evaluation wird diskreditiert. Also alles nochmal. Nur weil es keine Evidenz für die Wirksamkeit gibt, muss das ja nicht heißen, dass die Maßnahmen nicht gewirkt haben, sagt man nun. "Zum Glück haben wir die Maßnahmen, sonst wäre alles viel schliemmer gekommen" ist ein niederträchtiger Satz, weil das Gegenteil nicht zu beweisen ist. Es sei denn, man würde endlich die Vergleiche mit anderen Ländern anstellen. Schweden lebt übrigens noch. Die Aussichten für Deutschland aber sind erschreckend und ich hätte lieber weniger Szenarien in meinem Kopf.
Als die ganze Coronasache im März 2020 begann, habe ich im Vorgarten alle Blumen entfernt und Kartoffeln gesteckt. Das dringende Bedürfnis uns versorgen zu können, bedeutete das Aus für Tulpen, Narzissen und Rittersporn. Inzwischen blüht alles wieder und außer Petersilie ist auf meinem Vorstadtacker nichts geblieben. Der Alltag und die Hoffnung, dass es nicht so schlimm werden wird, haben gesiegt. Außerdem ernähre ich mich jetzt lowcarb, weil ich in den letzten zwei Jahren so schwammig geworden bin. Manchmal denke ich aber: Vielleicht ist das Angefressene der Vergangenheit das Überleben der Zukunft. Und manchmal, wenn ich Essensreste wegwerfe, stelle ich mir vor, wie mir das in einem Jahr leid tun wird, wie ich mich an Mahlzeiten erinnern und mir über die Lippen lecken werde, um sie noch einmal nachzuschmecken. So imaginiere ich mich in die Dystopie, der ich immer näher komme.
Schon 2020 dachte ich viel darüber nach, wie weit ich gehen, was ich durchhalten kann. Es gab am Ende nur eines das jeden Mut zum Einsturz bringen würde: Die Kinder. Es sind die Kinder über die der letzte Widerstand der Eltern gebrochen werden kann. Auch Kindergeld könnte die Regierung nur noch geimpften Kindern zukommen lassen. Und die Schulpflicht wird uns das Genick brechen, wenn die Impfung allein den Zugang zur Schule ermöglicht. Mehrere tausend Euro sind fällig, wenn die Kinder nicht in die Schule gehen. Und wer nicht zahlen kann, wird inhaftiert. Soll es so werden? Abwegig ist es nicht. Kindesentzug war schon einmal ein Mittel zur Bekämpfung von Dissidenten. Da wir keinen evolutionären Schritt zu einer besseren Menschheit gemacht haben und zum Teil noch immer Mitglieder ehemaliger Unrechtsregime in dieser Regierung sitzen, denke ich diese Option also durchaus mit.
Wie sieht sie also aus, meine schlimmste Vorstellung von Zukunft? Es gibt sie in zwei Varianten: In einer schummeln wir uns durch und schweigen in der Öffentlichkeit. Ehrlich gesprochen wird nur unter Freunden, von denen jeder auch ein Verräter sein könnte. Die Seelen spalten sich auf und die meiste Lebensenergie verbraucht man, um das, was man denkt, mit dem was man tut, in Einklang zu bringen. Die andere Möglichkeit wäre, sich mutig für das Leben und die Menschen einzusetzen, aktiv zu bleiben und das Risiko des Widerständlers auf sich zu nehmen.
Tja, die Zukunft liegt in meinen Händen, zumindest so lange, bis sie mir abgehackt werden.