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Leserbriefe  ·  29. April 2021

Der Kunstbegriff gehört Ihnen nicht - Eine Bitte an Elke Buhr

Sehr geehrte Frau Buhr,

 

vor einigen Tagen las ich Ihren Kommentar zur Aktion #allesdichtmachen auf der Webseite des MONOPOL-Magazins.

 

Die Reaktionen auf die Videos der Schauspielerinnen und Schauspieler, die Beschimpfungen, Hasstiraden, Lächerlichmachungen, Morddrohungen und Angriffe auf die Teilnehmer haben mich kopfschüttend zurück gelassen. Doch dazu wurde inzwischen genug gesagt, da braucht´s nicht noch mehr.

Es ist mir jedoch unmöglich, Ihren Kommentar ohne Reaktion stehen zu lassen. Deshalb möchte ich Ihnen in aller Höflichkeit antworten.

 

Die Überschrift Ihres Kommentares lautet: Rettet die Kunst vor dieser Aktion!

Wenn ein abstrakter Begriff zu einem geschlossenen System gemacht wird, erzeugt das bei mir einen Widerstand.  Meines Erachtens gibt es die Kunst nicht. Da ist der Kunstmarkt, die Kunstwelt, die Künstler und Künstlerinnen, Kunstmagazine -  aber nicht die Kunst als ein in sich geschlossenes System. Kunst hat keine Grenzen, das macht sie zur letzen Instanz von Freiheit. Und die gilt es - gerade jetzt - zu thematisieren, wieder zu finden, vom Boden zu kratzen und aufzupäppeln. Allein in der Kunst können Fragen gestellt werden, die weder von politischer noch von moralischer Übergriffigkeit gestört werden dürfen.

 

Sie weisen dann darauf hin, dass der Initiator die Aktion Kunst nennt und fügen hinzu: "Aber für so etwas steht der Begriff nicht zur Verfügung." Das schreiben Sie wenige Wochen vor dem 100. Geburtstag von Joseph Beuys, der den Kunstbegriff befreite, den Sie nun wieder in einen Sicherheitsschrank stecken wollen, zugänglich nur für den, der die Codes kennt. Doch Kunst kann sich nicht am Korrekten orientieren, denn das Korrekte unterliegt Moden. Moden schränken das Denken ein. Kunst aber ist die Gedankenalchemie, Erkenntnisverknospung, die sich Ausdruck verschafft und damit eine Verbindung zwischen Menschen, die durch Kunst die Welt mit anderen Augen sehen und fühlen können - wenn sie wollen.

 

Sie enden mit dem Imperativ: "Sucht euch ein anderes Wort dafür!" Sie unterscheiden hier zwischen Wir und Ihr, scheinbar also zwischen Etablierten und Außenseitern (nach Norbert Elias) und grenzen die "#allesdichtmachen-Gruppe" nicht nur aus Ihrem Kunstverständnis aus, sondern verweigern Ihnen auch die Nutzung des Kunstbegriffes. Diese Ansage erzeugt in mir ein Unterwürfigkeitsgefühl, das ich eigentlich meinte, von meinem Selbstverständnis abgemeißelt zu haben. Und aus diesem Gefühl heraus bitte ich Sie dringend darum, den Kunstbegriff wieder frei zu geben.

 

Für Ihren Kunstbegriff schlage ich einen Merkmalskatalog vor, an dem man sich orientieren kann. Vielleich ist auch ein Zertifizierungsverfahren denkbar. Eine semantische Erweiterung des Begriffes wäre ebenfalls sinnvoll, so dass die Abgrenzung zur (vulgären, nicht zertifizieren) Kunst jederzeit möglich ist. Wie wäre es mit Monopolkunst?

 

Mit freundlichen Grüßen, Happy Birthday Beuys,

 

Juliane Uhl

 

tagPlaceholderTags: Kunst, Monopolmagazin

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