Vor einigen Tagen bekam ich eine Facebook-Anfrage von Alice Wellinger, die ich nach kurzem Check unserer gemeinsamen Kontakte, auch annahm. Da ich gerade an einer Arbeit saß, die mir ausreichend Motivation zum Prokrastinieren gab, stöberte ich mal kurz bei Frau Wellinger auf der Homepage herum und entdeckte ... eine Denkerin.
Wellinger ist eine österreichische Künstlerin und Illustratorin, die mit diversen Preisen ausgezeichnet wurde. Alle Infos findet man auf ihrer Homepage.
Das ist Kunst, die das Denken anregt. Wie die Arbeit: "News reloaded" eine Serie von Illustrationen, bei denen Schlagzeilen neu angeordnet, mit einem Bild versehen auf Zeitungen gebracht werden. Jede Wellinger-Schlagzeile scheint einen tieferen Sinn, eine Frage an die Gesellschaft, vielleicht sogar eine Anklage zu beinhalten. Da findet sich das Abbild Hitlers in einer Wurst: Kritisiert sie damit die Nazifizierung der Fleischesser oder macht sie sich über die Rechten lustig? Und dann das Bild auf dem eine Soma-Kapsel zu sehen ist, verbunden mit dem heiligen Wort OPTIMISMUS, in dem ja irgendwie, wenn auch falsch geschrieben ein MUSS drin steckt. Diese Arbeiten wäre prädestiniert für Tankstellentoiletten, wo man sonst auf Sanifair-Werbung starrt. Da hätte man was, das das Denken anregt, eine Idee, die man mitnimmt (wo man ja sonst immer nur was da lässt).



Dieses Bild ist eines, an dem Menschen im Museum ohne Erkenntnis vorbeilaufen, oder sich einen Klappstuhl holen und sich davor setzen. Und dann wirkt es. Je länger man es betrachtet, desto mehr schmerzt es. Die roten Nähte wirken blutdurchtränkt und bilden den Gegensatz zu den blutleeren Toastbroten. Dort, wo gestochen wurde, sitzt der Schmerz. Es ist kein willlkürlicher Schmerz, es sind geplante Nähte, die Blutleeres durch Schmerz zusammenhalten. Verbundene Opfer, aneinander gekettet, lebendig nur im Schmerz ...
Alice Wellinger ermöglicht Gedanken. Danke.